Gefahr für Pflanzen: der Dickmaulrüssler

Wenn bei Gartenpflanzen die Blattränder buchtenförmig angefressen sind, ist der Dickmaulrüssler aktiv. Der Käfer sollte bekämpft werden, denn seine Larven fressen an den Wurzeln, die Pflanze kann absterben. Die Natur bietet ein perfektes Mittel gegen die Rüsselkäferlarven: kleine Fadenwürmer. Die Behandlung ist einfach.

von Helmut Haardt

Der Gefurchte Dickmaulrüssler (Otiorhynchus sulcatus) hat sich zu einem bedeutenden Schädling an vielen Gartenpflanzen entwickelt. Zu den gefährdeten Pflanzen gehören vor allem Rhododendron, Azaleen, Hortensien, Bergenien, Eriken, Eiben, Efeu, Cotoneaster, Erdbeeren sowie zahlreiche Stauden.

Der grau-braun gefärbte Rüsselkäfer ist ca. 1 cm groß und meist nur nachts aktiv. Seine Flügeldecken sind verwachsen, daher kann er nicht fliegen und sich ausschließlich laufend fortbewegen.

Das typische Schadbild sind buchtenförmige Fraßstellen an den Blatträndern bzw. Rindenfraß an jungen Eibentrieben. Diese Schäden sind zwar hässlich, aber für die Pflanze nicht lebensbedrohend. Anders bei den Larven: Sie leben im Boden und fressen an den Wurzeln der Pflanzen. Bei starkem Befall kommt es zum Absterben der Pflanze aufgrund fehlender Wasserversorgung.

Buchtenförmiger Blattfraß ist typisch für den Dickmaulrüssler | © Helmut Haardt

Buchtenförmiger Blattfraß ist typisch für den Dickmaulrüssler | © Helmut Haardt

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Die Larven des Dickmaulrüsslers greifen die Wurzeln an | © Helmut Haardt

Die Larven des Dickmaulrüsslers greifen die Wurzeln an | © Helmut Haardt

Da die Larven chemisch kaum zu bekämpfen sind und mit zunehmender Ausweitung von Wasserschutzgebieten der Einsatz dieser Pestizide mehr und mehr verboten ist, wurde bereits Mitte der 1980er Jahre nach anderen Bekämpfungsmöglichkeiten gesucht. Die Wissenschaftler wurden in der Natur fündig: nützlichen Fadenwürmer (Nematoden) der Art Heterorhabditis bacteriophora eigneten sich tatsächlich für eine biologische Schädlingsbekämpfung.

Eine europaweit tätige Arbeitsgruppe forschte sofort weiter. Die Wissenschaftler prüften die Nematoden in der Praxis und entwickelten Methoden für eine kostengünstige Vermehrung der Nützlinge. Es zeigte sich, dass diese nur 0,5 mm großen Fadenwürmer im Praxisversuch einen Wirkungsgrad von nahezu 100 Prozent aufweisen, d. h. sie sind nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch wesentlich effizienter als Pestizide.

 

Wie und wann werden Nematoden eingesetzt?

Die Fadenwürmer sollten ausgebracht werden, wenn sich der Schädling im Larvenstadium befindet und die Bodentemperaturen mindestens 10°C betragen. Daraus ergeben sich für den Freilandeinsatz zwei Ausbringungszeiten: im Frühjahr, zwischen Ende April und Ende Mai, sowie im Spätsommer zwischen Mitte August und Ende September. Beim erstmaligen Einsatz sollten beide Zeitfenster genutzt werden. Danach reicht jährlich eine Ausbringung, am besten im Spätsommer.

Dickmaulrüssler bei der Arbeit | © Helmut Haardt

Dickmaulrüssler bei der Arbeit | © Helmut Haardt

Die Anwendung erfolgt mit der Gießkanne bzw. mit dem speziellen Ausbringungsgerät AquMix, dass einfach an den Gartenschlauch angeschlossen wird und die konzentrierte Nematodenlösung automatisch beimischt. Geliefert werden die Nematoden als pulverförmiges Produkt, das vor der Ausbringung einfach in Wasser aufgelöst wird (etwa ein Teelöffel pro Gießkanne).

Behandelt wird der Boden im Traufbereich der Pflanze. Rinden- oder Schreddersubstrat sollte vorher entfernt werden, damit die Nematoden direkt in den Boden eindringen können. Es kann nach dem Einsatz wieder aufgebracht werden. Für die Beweglichkeit der Nematoden im Boden sollte man darauf achten, dass der Boden für zwei bis drei Wochen leicht feucht gehalten wird.

Bezugsquelle für Nematoden: Die Firma re-natur bietet verschiedene Packungsgrößen an für 20, 100 und 1000 m².

 

 

Dr. Helmut Haardt ist Experte für biologischen Pflanzenschutz

Dr. Helmut Haardt ist Experte für biologischen Pflanzenschutz. Für phlora.de berichtet er regelmäßig über die faszinierende Welt der Nützlinge und wie man sie im eigenen Garten einsetzen kann.

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